Traum Deines Lebens - Kapitel 2
Von außen war ja das Lagerhaus schon cool, aber sein Inneres war einfach... WOW! Im hinteren Teil der Halle waren ein Badezimmer und sein Schlafzimmer. Im vorderen Teil war in der einen Hälfte des Raumes die Küche und das Wohnzimmer, in der anderen Hälfte war eine große Stereoanlage, wovor man bestimmt viel Platz zum Tanzen hatte.
„Du schläfst auf der Couch. Deine Sachen kannst du erst mal daneben stellen. Für die finden wir auch noch einen Platz." Sagte Justin in einem Befehlston.
Ich stellte artig meine Tasche neben die Couch, auf der ich mich danach hinsetzte. „Und nun?" fragte ich Justin.
„Was „und nun"?" fragte er irritiert zurück.
„Naja, jetzt hast du mich entführt und sagst mir nicht, was du nun mit mir vor hast." Erklärte ich ihm. Dass ich dabei zum „Du" gewechselt habe, bemerkte ich gar nicht.
„Ach so... Du willst also wissen, was ich mit dir vor habe? Das werde ich dir verraten: Ich werde aus dir eine Spitzentänzerin machen. Denn du kannst mir wohl kaum weismachen, dass die Drehung vorhin, gut war. Außerdem ist dein Zimmer viel zu klein. Man kann sich ja da drin überhaupt nicht bewegen."
„Was...?" ich war sprachlos.
„Tja, ich kenne das Gefühl. Ich wollte auch unbedingt tanzen, aber mein alter Herr hatte etwas dagegen. Er meinte, es gehöre verboten. Die laute Musik und das Getrampel würden nur stören. Also bin ich deshalb mit 15 von zu Hause abgehauen. Zuerst habe ich eine Weile auf der Straße gewohnt. Doch dann kam so ein Mann vorbei und meinte, ich sollte mir einen Job suchen, denn sonst würde ich irgendwann als Süchtiger enden. Aber das wollte ich nicht. Als Süchtiger enden. Deshalb tat ich, was der Mann sagte und suchte mir einen Job. Die ersten Gehälter sparte ich, um mir dann damit eine Bleibe zu suchen. Doch selbst die billigsten Wohnungen waren zu teuer für mich. Und dann fand ich dieses Lagerhaus. Es kostet mich noch nicht mal Miete. Ich muss nur die Nebenkosten zahlen. Auf jeden Fall bezahlte ich dann mit meinen weiteren Gehältern die Möbel, manches habe ich aber auch von meinem Chef bekommen. - Er selbst war nämlich dabei neue Möbel zu kaufen und wozu die alten Möbel, die noch in Ordnung sind, wegschmeißen, wenn der Mitarbeiter es für kleines Geld haben kann? – Naja und nun bin ich hier, habe eine fette Stereoanlage und tanze, wann immer ich kann."
„Wow, das tut mir Leid, dass du so eine harte Zeit hattest. Aber wieso wolltest du bei uns einbrechen, wenn du doch Geld verdienst und alles Notwendige hast?" Das war echt eine unglaubliche, krasse und vor allem tragische Story. Aber der versuchte Einbruch war wirklich nicht gerechtfertigt.
„Ach, weißt du..." Justin machte eine kurze Pause, so als ob er zögerte etwas zu sagen. Doch dann meinte er nur: „Das ist nicht wichtig. Jetzt bist du hier und kannst von mir tanzen lernen."
Okay, das ist offensichtlich ein heikles Thema. Das muss ich aber später auf jeden Fall noch mal ansprechen. „Okay, und was tanzt du so? Ich meine, welche Richtung. Hip Hop? Breakdance? Oder etwa Ballett??"
„Ballett?" er lachte. „Nein, ich tanze Streetdance. Allerdings muss ich um den Wettbewerb zu gewinnen irgendetwas Außergewöhnliches mit in meine Choreo einbauen."
„Wie cool... Was ist das denn für ein Wettbewerb?" fragte ich ihn.
„Da kommen nur die Besten der Besten hin. Ich habe bereits an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen, um zu diesem hinzugehen. Doch dieser Wettbewerb ist der Wichtigste. Wenn man den gewinnt, dann bekommt man einen Geldpreis und einen Platz an einer Elite-Tanzschule. Das ist mein Traum. Auf die Tanzschule zu gehen."
„Ja... ich würde auch total gerne auf eine Tanzschule gehen. Oder zumindest einen Tanzkurs machen. Aber das Geld dafür habe ich nicht." Erwiderte ich traurig.
„Deshalb werde ich dir auch ein bisschen Tanzen beibringen. Aber erst mal koche ich uns was zum Essen. Magst du Spaghetti?" Wow, Justin schaffte es total einfach erst mal das Thema zu wechseln.
„Ja... Wie spät ist es eigentlich?" Ich wollte wissen, ob sich meine Eltern schon Sorgen machen oder ob sie erst noch den Schock bekommen. Denn ich hatte das Gefühl, es sind schon ein paar Stunden seit meiner Entführung vergangen. Draußen wurde es nämlich schon dunkel.
„Es ist gleich... 19 Uhr." Er stellte gerade einen Topf voll Wasser auf den Herd. „Wieso fragst du?"
„Ach, nur so."
„Ist es wegen deiner Eltern?"
Woher zum Teufel weiß er das? Kann er etwa Gedanken lesen? Doch ich sagte nichts.
„Lucy?" Er hielt inne – Justin war gerade dabei Spaghetti ins kochende Wasser zu geben.
Ich weiß nicht warum, aber auf einmal musste ich anfangen zu weinen. „Meine Eltern..."
Justin kam zu mir und setzte sich neben mich auf die Couch.
„Sie machen sich bestimmt schon Sorgen und haben die Polizei gerufen." Nun liefen mir die Tränen wie ein Wasserfall die Wangen runter.
„Hör zu, Lucy. Ich kann verstehen, dass du zu deinen Eltern möchtest. Aber wann hast du das letzte Mal wirklich nur an dich gedacht? Ohne dabei erst mal die Erlaubnis deiner Eltern einzuholen."
„Was meinst du...?" ich stand irgendwie auf dem Schlauch.
„Naja, du bist ein Mensch, der sich erst um seine Mitmenschen kümmert und dann erst an sich denkt. Was ich damit sagen will: Fang doch jetzt mal an, nur an dich zu denken. Lerne von mir tanzen."
Mein Gehirn hat schon losgelegt eine Frage zu produzieren „Woher weißt du, dass ich so ein Mensch bin?", aber alles, was ich sagte, war: „Du hast recht. Ich sollte wirklich mal an mich denken."
„Siehst du? Manchmal braucht man einen Menschen, der einen nur wenig kennt, um sich selbst mal anders zu betrachten." Er hielt mir nun ein Taschentuch hin.
„Ja, das stimmt." Ich nahm das Taschentuch entgegen und wischte mir meine Tränen weg. Dann fragte ich: „Wann sind die Spaghetti fertig?"
„Oh, Mist..." Justin rannte zum Herd und machte ihn aus. „Magst du Nudelpampe?" Er hielt den Topf hoch und grinste.
Da war es dann auf einmal mit meiner Beherrschung vorbei und ich fing an zu lachen.
„Ja, lach nur." Aber dann stimmte er selbst mit ein.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Justin und ich uns schon lange kennen. Es ist als würde ich mit einem Freund über einen Witz lachen.
„Okay" unterbrach Justin meine Gedanken „, ich bestell
uns eine Pizza."
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